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FEST

Wir tragen längst anständige Kleidung. Wir wohnen in guten Wohnungen. Wir hörten auf zu rauchen und zu saufen. Wir lernten zwei Küsschen zu geben und Smalltalks zu führen. Wir distanzierten uns von der Politik, um die potenziellen Käufer nicht zu erschrecken. Wir betrachteten gleichgültig, wie vor unseren Augen die Kunstkritik starb. Wir hörten auf, über die Kunst zu streiten. Wir haben Verständnis für den Begriff "marktorientiert": Dieses Kunstmagazin ist marktorientiert - und diese Institution und dieser Kurator. Natürlich, wir verstehen alles, alle müssen irgendwie überleben, besser so was, als gar nichts. Wir sammeln Likes auf Facebook und sagen gerne "genial" zu uns befreundeten Künstlern. Sie sind doch auch marktorientiert. Wir sind normale, gewöhnliche Leute.

Aber wenn etwas passiert, wenn wir selbst plötzlich ins Unglück geraten und wir zum Beispiel einen kleinen Kredit von der Bank beantragen, werden wir sofort erkannt. Wir werden entkleidet. Sie finden ein Brandmal, das wir unter dem Hemd versteckt hatten. "Nein, nein, nein. Ihr bekommt keinen Kredit. Ihr seid Künstler, ihr habt kein festes Einkommen".

Im Projekt "Fest" geht es um Entkleidung und Rehabilitation; um den Versuch, etwas zu beweisen. Konfrontiert mit einem lebenswichtigen Problem und lauter Absagen in Form von: "Ihr seid Künstler, ihr habt kein festes Einkommen", schlagen uns die beiden Künstler vorzuüberlegen: Was ist eigentlich "fest", wenn nicht die Kunst?

 

Die Herleitung des Titels ist einfach. Da ist zum einen das Fest, das die Künstler in den vergangenen Jahren dem Publikum schenkten.

 

Dann ist da dieses verdammte "feste Einkommen", dessen Fehlen das Leben vielen Künstler zerstören kann. Dann ist es da auch die "Festung", im Sinne von "Haus", weil nämlich um die Rettung ihres Hauses manche Leute kämpfen müssen.

 

Das Projekt "Fest" ist eine totale Installation der festen Kunst, die aus Materialien gebaut ist, die für den Bau eines Hauses notwendig sind: Beton, Stahl und Holz. 

In dem für die Beiden typischem ironischen Stil, bedecken die Künstler die Wände mit superfesten Objekten und die Grundfläche des Ausstellungsraums mit einer festen, bodenständigen Arbeit aus bemaltem Holz.

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